Haarausfall: Ursachen
Haarausfall hat verschiedene Ursachen: Sie reichen von einer erblich bedingten, erhöhten Empfindlichkeit der Haarfollikel gegenüber männlichen Geschlechtshormonen über Infektionen und häufigen Stress bis hin zu Störungen des Immunsystems und Eisenmangel. Oft führen auch Medikamente, etwa im Rahmen einer Chemotherapie, zu Haarausfall.
Androgenetische Alopezie (erblich bedingter Haarausfall)
Der Begriff androgenetische Alopezie steht für Haarausfall, dessen Ursachen in den Erbanlagen, also den Genen, liegen. Daher heißt er auch erblich bedingter oder anlagebedingter Haarausfall. Es besteht eine genetisch bestimmte Überempfindlichkeit der Haarfollikel gegenüber männlichen Hormonen, den Androgenen.
Es gibt keine einfache Antwort, warum der Kopf an den typischen Stellen kahl wird – für Haarausfall kommen mehrere Ursachen in Betracht. Oft finden sie sich in den Haarfollikeln. Diese „Produktionsstätten“ der Haare liegen unter der Haut und reagieren mitunter empfindlich auf bestimmte Veränderungen. So etwa, wenn die Follikel bei entsprechender Veranlagung eine erhöhte Anzahl an Bindungsstellen, sogenannten Rezeptoren, für die männlichen Hormone Testosteron und Dihydrotestosteron (DHT) tragen. DHT entsteht unter dem Einfluss des Enzyms 5-alpha-Reduktase aus Testosteron.
DHT wirkt verstärkt an den Rezeptoren der Haarfollikel – dadurch verkürzt sich die Wachstumsphase. Dies beschleunigt den gesamten Haarzyklus. Die Folge: Haare und Haarfollikel werden kontinuierlich dünner; letztlich schrumpfen die Haarfollikel. Fachleute bezeichnen dies als Miniaturisierung der Follikel.
Erblich bedingter Haarausfall der Frau
Haarausfall bei Frauen hat vielfältige Ursachen, die häufigste ist wie bei Männern der erblich bedingte Haarausfall, die androgenetische Alopezie. Etwa jede fünfte Frau neigt dazu. Auch bei ihnen entwickelt sie sich aufgrund einer genetischen Veränderung der Follikel, die sie sensibler für männliche Geschlechtshormone (Androgene) macht. Der Haarausfall schreitet meist mäßig schnell voran. Etwa ein Drittel bis die Hälfte der betroffenen Frauen entwickelt schon im Alter von 20 bis 30 Jahren einen deutlich sichtbaren Haarverlust.
Besonders anfällig für die androgenetische Alopezie sind Frauen in den Wechseljahren: In dieser Zeit kommt es zu einer hormonellen Umstellung, die den Haarausfall beschleunigt. Bei Frauen sind meist nicht alle Haarfollikel einer Haarregion betroffen, sondern nur ein Teil. Daher entsteht bei ihnen keine kahle Stelle oder Glatze – die Haare dünnen vielmehr aus und die Kopfhaut wird sichtbar.
Ein weiterer Unterschied zum erblich bedingten männlichen Haarausfall besteht bei der Frau in der Rolle der beteiligten Enzyme. Diese speziellen Eiweiße wandeln bestimmte Hormone um. Während beim Mann ein Enzym namens 5-alpha-Reduktase eine wichtige Rolle spielt, kommt bei Frauen der sogenannten Aromatase große Bedeutung zu. Sie wandelt männliche Hormone (Androgene) in weibliche (Östrogene) um. Bei Frauen mit androgenetischem Haarausfall ist die Aromatase weniger aktiv als bei gesunden Frauen. Als Folge steigt die Konzentration der Androgene an den genetisch „vorbelasteten“ Haarfollikeln – die männlichen Hormone schädigen die Follikel und führen somit zum Haarausfall. Bei diesem Prozess schrumpfen die Haarfollikel (sog. Miniaturisierung).
Vererbung
Ob ein Mensch eine androgenetische Alopezie entwickelt, richtet sich maßgeblich nach den Erbanlagen (Genen). Daher der Begriff „anlagebedingter“ oder „erblicher Haarausfall„. Hierbei spielen mehrere Gene eine Rolle, es handelt sich um eine sogenannte polygene oder multifaktorielle Vererbung. Dies erklärt, warum beispielsweise innerhalb einer Familie die Fülle der Haare von Großvater (mütterlicher- wie väterlicherseits), Vater und Sohn sehr unterschiedlich sein kann.
Die Neigung zum Haarausfall wird laut wissenschaftlicher Studien zu einem nicht geringen Teil über die Mutter vererbt: Der Androgenrezeptor, also die Bindungsstelle des Haarfollikels für männliche Geschlechtshormone, wird über das X-Chromosom weitergegeben. Da Männer das X-Chromosom ausschließlich von ihrer Mutter erben können, entspricht ihr „Risiko“ für Haarausfall eher dem der Mutter oder des Großvaters mütterlicherseits als dem des Vaters. Zum Haarausfall trägt aber nicht nur eine Erbanlage bei: Es gibt Hinweise auf weitere Gene, die unabhängig vom elterlichen Geschlecht vererbt werden. Mitunter vererbt sich die Veranlagung für Haarausfall daher auch direkt vom Vater auf den Sohn.
Viele verschiedene Faktoren bestimmen die Ausprägung des androgenetischen Haarausfalls bei Männern und Frauen. Das Ausmaß ist höchst unterschiedlich: So hat etwa der eine Mann bis ins höhere Alter nur leichte Geheimratsecken, während ein anderer schon recht früh eine Vollglatze trägt. Auch innerhalb einer Familie zeigt erblich bedingter Haarausfall unterschiedliche Ausprägungen: Der Sohn oder die Tochter eines glatzköpfigen Vaters oder einer Mutter mit Haarausfall kann volle Haare haben und behalten, andererseits kann ein Mann oder eine Frau mit vollem Haar Kinder bekommen, denen später die Haare ausfallen.